Das Prinzip der Fehlerprävention
Fehler sind die Freiheiten, die man sich um des Handelns willen herausnimmt
Fehler sind Ausdruck originalen Zugriffs
Fehler gilt es gegen Perfektionismus zu schützen!
"Die Feldscheune brennt" - Wo Produktorientierung didaktischer Unsinn sein kann
Narzissmus und pädagogischer Eros
Wie man kleine Kinder zum großen U verführt
Einstieg, Einstimmung, Eröffnung
Behinderung aus fürsorglicher Sorgfalt (Die belagerten Kinder)
"Hauptsache, den Kindern macht Schule Spaß!"
Entweder Realpädagogik oder Wolkenkuckucksheimpädagogik?
Geschichte der Pädagogik - geistige Fossilien, überholt, irrelevant?
Von der normativen Kraft und Jungfernzeugung des Gegebenen
"Es muss aber doch auch Straßenkehrer geben!"
Ein bisschen Hartmut von Hentig: Schule als Lern-Bedingung
Ein bisschen Ausbildungsdidaktik
Hinweise für Unterrichtsbeamte: Wie wäre Schuldienst nach Vorschrift?
Nis Puck kann nicht lesen. Er will es lernen. Aber wie lernt man lesen? Keiner kann es ihm sagen.
Da fragt er den Hasen. "Kannst du mir sagen, wie man lesen lernt?"
"Nein", sagt der Hase. "Ich habe es nie geübt. Ich brauche es nicht. Ich kenne den Weg zu meinem Kohl genau. Du musst die alte Eule fragen. Sie kann dir sicher helfen."
Da geht Nis Puck zu der Eule und fragt: "Alte Eule, kannst du mir sagen, wie man lesen lernt?"
"Ja", sagt die Eule. "Ich sah es oft bei den Menschen. Das ist nicht schwer. Pass genau auf! Du holst dir ein Buch. Du schlägst es auf. Und dann siehst du mit beiden Augen hinein. Das ist alles."
"Danke", sagt Nis Puck. "Das ist nicht schwer." Schnell läuft er nach Haus. Er holt sich ein Buch. Er schlägt es auf. Er sieht mit beiden Augen hinein. Aber es geht nicht. Nis Puck kann doch nicht lesen.
Da geht er noch einmal zu der alten Eule und sagt: "Ich tat alles, was du sagtest. Ich holte mir ein Buch. Ich schlug es auf. Ich sah mit beiden Augen hinein. Aber es ging nicht. Ich konnte kein Wort lesen."
Die alte Eule nickt. "Ich vergaß etwas. Höre noch einmal zu: Du holst dir ein Buch. Du schlägst es auf. Du setzt dir eine Brille auf. Und dann siehst du mit beiden Augen durch die Brille in das Buch. Dann kannst du lesen."
"Das ist nicht schwer", sagt Nis Puck. Er läuft nach Haus. Er holt sich ein Buch. Er schlägt es auf. Er sieht mit beiden Augen durch die Brille in das Buch. Aber es geht auch diesmal nicht. Nis Puck kann kein Wort lesen.
Traurig geht er zu der alten Eule zurück und sagt: "Ich tat alles, was du sagtest. Ich holte mir ein Buch. Ich schlug es auf. Ich setzte mir eine Brille auf. Und dann sah ich mit beiden Augen durch die Brille in das Buch. Aber es ging nicht. Ich konnte kein Wort lesen."
Die alte Eule nickt. "Du hast recht. Ich vergaß noch etwas. Du holst dir ein Buch. Du schlägst es auf. Du holst dir eine Brille. Du reibst die Gläser blank. Du setzt dir die Brille auf. Und dann siehst du mit beiden Augen durch die blanke Brille in das Buch hinein. Dann kannst du ganz gewiss lesen."
Nis Puck läuft froh nach Haus. Er holt sich ein Buch. Er schlägt es auf. Er holt sich eine Brille. Er reibt die Gläser blank. Er setzt sich die Brille auf. Und dann sieht er mit beiden Augen durch die blanke Brille in das Buch hinein. Aber es geht immer noch nicht.
Armer Nis Puck! Er kann kein Wort lesen. Kannst du ihm sagen, wie man es macht?
Kindgemäß kann nur unterrichten, wer auch die Sache ernst nimmt und sie nicht hinter ablenkendem Glitter versteckt oder auf Passform mit einer vermeintlich kindgemäßen Verpackung zurechtbiegt und zuschneidet. Selbst dort, wo Kinder im Spiel lernen, spielen die Kinder nicht Lernen, sondern lernen wirklich. Wenn sie aber Lernen spielen, haben sie allenfalls kathartisch1 einen Gewinn, aber keinen Gewinn hinsichtlich des Gegenstands, den sie erlernen spielen.
Mit den zentralen Fragen, von denen man sich bei der Vorbereitung und Durchführung seines Unterrichts unter dem Aspekt der Kindgemäßheit leiten lassen will, ziele man nicht nur darauf, eine optimale Passung von "sachstrukturellem Entwicklungsstand"2 der Lernenden und Schwierigkeitsgrad der Lernaufgabe zu erreichen, oder darauf, das Lernen durch eine geeignete methodische Zergliederung des Unterrichtsgegenstands zu erleichtern und durch eine dramaturgisch geschickte Unterrichtsgestaltung zu stimulieren. Entscheidend ist, in welchem Maße es gelingt,
a) die persönlichen Bezüge des Kindes zu den Phänomenen, sein Interesse, seine Sinnfragen und
b) die gesellschaftlichen Bedingungen heutiger Kindheit zu berücksichtigen.