Gerhart Dieter Greiß
Mittelpunktschule Rhoden
Rap ist eine Stilart der Rock-Musik. Ursprünglich Teil und Ausdruck einer von schwarzen Jugendlichen in ihren städtischen Wohnvierteln in den USA bestimmten und gelebten Subkultur, drückt sie das aus, was die Bedeutung des Wortes „rap“ (andere mit dem Ziel der Überredung „volllabern“) beinhaltet: eine nach außen gekehrte, im Wesentlichen heitere, nicht eigentlich aggressive, aber offensive, sprühendes Temperament ganzkörperlich-visuell-akustisch zum Ausdruck bringende Art, sich selbst und seine Ansichten anderen mitzuteilen, um sie mitzureißen. Schnell und stark rhythmisch gesprochener Text und „fetziger“ Rhythmus sind daher die tragenden Säulen des Raps. Das unterscheidet Rap vom melodiös und harmonisch geprägten, Stimmungen ausdrückenden Soul, von den betont tänzerischen Stilarten Rock ´n Roll und Disco und vom brutal-agressiven Punk.
Wir sind auf dem Weg, ein Gespür für
die Merkmale verschiedener Musikgattungen (sog. Klassik,
Volksmusiken, Jazz, Blues und Rhythm&Blues, Rock in seinen
Stilarten, Techno) zu entwickeln. Dabei ist mir nicht eigentlich
das Musikwissen das musikerzieherisch Wesentliche, sondern
die Begegnung der Kinder mit dem breiten Spektrum musikalischer
Ausdrucksqualitäten und ihrer Wirkung auf uns selber. Die
Erschließung der Ausdrucksqualität von Musik erfordert
manchmal Verstehensarbeit, manchmal wirkt sie aber direkt auf
unsere leib-seelische Befindlichkeit. Das hängt von unserer
Hör-Erfahrung ab.
Nach meiner Beobachtung sind Drittklässler im allgemeinen und
die Klasse 3b im besonderen für die Grundstimmung der
Rap-Musik aufgeschlossen (im umfassenden Sinne). Da das Hören
von Rap unmittelbar das Bedürfnis nach ganzkörperlichem
Mittun und sprachlichem Nachahmen auslöst, bietet sich diese
Stilart für einen Einstieg in ein elementares Musizieren von
Rock-Musik an. Zwischen diesem Motiv und seiner befriedigenden
Ausführung gibt es aber Hindernisse, die es in dieser
Unterrichtseinheit abzubauen gilt:
1. die Merkmale des Raps müssen erkannt werden;
2. die besondere Art des schnellen, rhythmisch betonten Sprechvortrags muss technisch eingeübt werden,
3. die „Fetzigkeit“ der rhythmischen Instrumentalbegleitung muss nach Maßgabe unserer spieltechnischen Fähigkeiten vereinfacht werden, aber dabei gewahrt bleiben;
4. beim Musizieren
muss die Priorität des Textvortrags beachtet werden: das
Instrumentalspiel muss wirklich stützenden und begleitenden
Charakter haben.
Die Ziele 1 und 2 sind bislang (nicht abschließend, aber zufriedenstellend) erreicht. In der heutigen Stunde geht es um das Ziel 3.
Die Schüler sollen heute befähigt werden, einen Raptext-Vortrag instrumental (Körperklänge, Schlagzeug) rhythmisch (reduziert auf ein elementares rhythmisches Grundgerüst) zu stützen und zu begleiten.
Ich schätze die Voraussetzungen dieser Drittklässler noch nicht so hoch ein, als dass ich sie den Prozess der Rhythmusreduzierung selbst – etwa in Gruppenarbeit – finden lassen könnte. (Diese Voraussetzungen zu schaffen und auszubauen ist Aufgabe dieses Unterrichts.) Daher werde ich die Schüler über ihre intuitive Einfühlung in die rhythmische Struktur und eine gelenkte Herausarbeitung ihrer auffälligen Elemente zu einer (hoffentlich!) spielbaren Lösung des Begleitungsproblems führen.
1. Rhythmisches Warming-up: Spielen
eines den Schülern bekannten Stampf-Klatsch-Rhythmus von Karl
Orff.
[2 Min.]
2. Übung im Erkennen von Musik-Gattungen und
–Stilarten: Techno, Punk, Rap (HipHop).
[5 Min.]
3. Einfühlung in die rap-typische Rhythmik:
rhythmisches Mitspiel beim Hörbeispiel (Too Short: „The Ghetto“; CD HipHop Hooray, ariola) unter Verwendung von Körperklängen (Stampfen, Patschen, Klatschen);
- zunächst
individuell-intuitiv
[2 Min.]
- dann bewusst gemacht und gesteuert mit dem Ziel, eine passende
dynamische und klangfarbenmäßige Binnendifferenzierung
des Rhythmus zu finden
[3 Min.]
- und schließlich reduziert auf ein einfaches, tragendes
Grundgerüst mit folgenden Elementen: auf 1 dumpf, auf 3
scharf
[2 Min.]
- Realisierung dieses Grundgerüsts auch auf dem großen
Schlagwerk (Stampf → Base Drum oder große Tom; Klatsch → Snare Drum oder
Schellen)
[3 Min.]
4. Vergegenwärtigung unseres Rap-Textes „Das Rap-Huhn“ und seiner Rhythmik:
- leiser
(auswendiger oder Lese-)Vortrag im Sprech-Chor
[5 Min.];
- Betonung des sprechrhythmischen Grundgerüsts durch passende
rhythmische Körperbewegung (im Stehen):
Andeutung des Base-Drum-Schlags durch ein leichtes Einknicken in
den Knien;
Andeutung des Snare-Drum-Schlags durch ein leichtes seitliches
Vorbeugen des Oberkörpers und eine leichte Handbewegung nach
vorn
[5 Min.];
- Verstärkung des sprechrhythmischen Grundgerüsts durch
Einsatz von Schlaginstrumenten, mit denen sowohl eine dumpfe als
auch eine scharfe Klangfarbe verwirklicht werden kann (z. B. Pauke:Fell / Rahmen)
[5 Min.].
5. Einbau des neu erarbeiteten rhythmischen
Grundgerüsts in den Vortrag „Das Rap-Huhn“ unter
Besetzung der Sprechrollen und Schlaginstrumente
[5 Min.].
6. Ausblick auf die noch vorzunehmende Differenzierung der Instrumentalbegleitung entsprechend den Gliederungsteilen des Rap-Textes, zum Beispiel:
* rhythmisches
Grundgerüst: durchgängig spielen;
* Sprechrhythmus „talk-talke-talke-talk-talk“
(Rap-Huhn-Solist) an den entsprechenden Stellen mitspielen
(Klanghölzer und ähnliches);
* schneller Begleitrhythmus von Maracas und anderen Rasseln an den Vortragsstellen des Rap-Huhn-Solisten.
[5 Min.]
7. Aufräumen
[3 Min.]