Ich sehe mich ratlos.
Wir benötigen also Kreativität...
Wer sind "wir"? Und zu welchem Behufe soll wessen Kreativität hier in Betracht gezogen werden?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht helfen die Bildchen, auf die die Pronomina "das" und "diese" verweisen, dem Verständnis auf die Beine.
Hmm... ... ... ...
Nein, so viel hermeneutischen Ehrgeiz ich auch in die Betrachtung dieser Zeichnung lege - ich sehe keine Kreativität.
Keine?
Keine. Selbst in der tonsurähnlichen Frisur des Buben nicht.
Ich sehe die Darstellung eines rennenden, sportlich gekleideten Knaben mit einer schnickschnacklosen Fielmann-Brille, der offensichtlich etwas Erfreuliches damit verbindet, eine aus Kunst- oder echtem Leder gefertigte Aktentasche mit sich zu führen. Hat er sie gestohlen? Hat er jemandem einen Streich gespielt? Wohl weil er ein schneller Läufer ist, kann er sicher sein, dass seine Verfolger ihn nicht erreichen.
Weshalb sonst ließe er so zuversichtlich grinsend seinen der kieferorthopädischen Korrektur bedürfenden Schneidezahn blicken?
Wenn man Kreativität sehen könnte - hier sehe ich sie nicht.
Wenn man Bewegungsenergie sehen könnte - hier sehe ich sie.
Oder, schlimmstenfalls, kriminelle Energie.
Aber keine Kreativität. Selbst wenn dieses Jüngelchen einen Schüler prototypisieren sollte, sehe ich nur einen Schüler, der freudig nach Hause eilt oder wegen seiner Laufgeschwindigkeit zuversichtlich ist, noch rechtzeitig zur Schule zu kommen.
Aber keine Kreativität.
Als Erwachsener wird er vermutlich so weiter laufen und nichts bewegen außer sich, seiner Aktentasche und dem bodenständig aufgestellten Hamsterrad.
Nundenn, das "ist" keine Kreativät und kann folglich nicht die Kreativität sein, die wir benötigen.
Da haben wir aber noch die animierte GIF-Grafik. Rote Stäbchen bilden ein chinesisches Schriftzeichen, formieren sich zu einer anderen Struktur und laufen zur Gestalt eines Blutstropfens zusammen, der herunterfällt und zerplatzt; aus den Teilchen formen sich Stäbe, die wiederum das Schriftzeichen bilden. Und so weiter.
Diese Grafik will eine Botschaft senden. Mit Blut (Herzblut?) ist sie geschrieben. Wenn ich doch nur wüsste, was dieses chinesische Schriftzeichen bedeutet...
Ich hätte da Ähnliches: , aber dessen Metaphorik entbehrt jener potentiellen Bedeutungsschwere. Und ein Vergleich mit Sisyphos scheint mir zu weit hergeholt. Und dies hier ist einfach nur eine Animation einer Transkription eines Wortes. Überhaupt nix Kreatives.
Ich fühle mich auch erinnert an das Sibelius-Denkmal in Helsinki:
Darin sehe ich Kreativität.
Musisch-mathematische Kreativität.
Benötigen wir sie?
Unbedingt.
GDG
Weiteres einschlägig problemträchtiges Material zum Nachdenken über die ewig ungeklärte Frage