Geschichtenmethode

Seit einiger Zeit (namentlich seitdem die Hirnforschung verstärkt auf die Psychologie einwirkt) wird mit der Bezeichnung "Geschichtenmethode" eine Mnemotechnik verbunden, also eine Lerntechnik, die dem besseren Behalten von in sich weniger sinnvoll erscheinenden Zeichenketten dienen soll. (Siehe
* Hessisches Amtsblatt 04/2002, S. 262 (Download) und
* http://www.metager.de/, MetaGer - die MetaSuche über deutschsprachige Suchmaschinen, Stichwort "Geschichtenmethode".)

Was unter "Geschichtenmethode" aber auch verstanden werden kann, ist die Einbettung mathematischer Sachverhalte und vor allem mathematischer Problemstellungen in fiktionale Zusammenhänge, die die Zugänglichkeit des Fachlichen, das durch eine Geschichte transportiert werden soll, und die Motivation der Lernenden herbeiführen oder erhöhen sollen. Die Geschichtenmethode ist in diesem Verständnis eine Thematisierungsmethode; sie sorgt für eine außermathematische Rahmung, in der sich die Kinder denkend bewegen können sollen.

Als Verfechter der Geschichtenmethode in diesem Sinne (und als eine Methode unter anderen) sind mir Sprockhoff und Zoltan P. Dienes bekannt.
Eine genauere Literaturangabe zu Sprockhoff muss ich zur Zeit schuldig bleiben, da ich meine Bücher von ihm nicht wiederfinde. Zu Dienes aber:
Zoltan Paul Dienes / Edmond W. Golding: Methodik der modernen Mathematik (billig zu erstehen bei amazon.de).
Man sehe auch nach bei:
* Zech, Friedrich: Grundkurs Mathematikdidaktik (siehe hier) und
* Schulz von Thun, Friedemann / Götz, W.: Mathematik verständlich erklären, München, Urban & Schwarzenberg 1976.

Ich selbst stehe der Geschichtenmethode insofern kritisch gegenüber, als sie sich wegen ihrer Fiktionalität um das herumdrückt, was die Aufgabe des Methematikunterrichts ist: sich durch die Nähe zur gelebten Lebenswirklichkeit zu legitimieren. Mathematik, die in der von Kindern erfahrenen Lebenswelt keine Rolle spielt, sollten wir nicht unterrichten (wozu auch?).
Zu diesem Gedanken siehe auch mein grundschulpädagogisches Seminarskript "Fiktion statt Realität?".