„Erstes und letztes Ziel unserer Didaktik soll es sein, die
Unterrichtsweise aufzuspüren und zu erkunden,
bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler
dennoch mehr lernen.“
J. A. Comenius, Große Didaktik
Erstes und letztes Ziel dieser Veröffentlichung soll es
sein, die Referendarinnen darin zu unterstützen, den Hauptanteil ihrer
Aufmerksamkeit
a) von der Ästhetik des Unterrichts-Äußeren auf die
unterrichtspraktische Vernunft und
b) vom Formellen des schriftlichen Unterrichtsentwurfs auf die
gedankliche Tiefe seiner Aussagen zu verlagern.
Zweites und vorletztes Ziel dieser Veröffentlichung soll es
sein, die Möglichkeiten aufzuspüren und zu erkunden,
bei welchen die Referendarinnen im Unterrichtsentwurf weniger zu
schreiben brauchen, die Leser dennoch mehr erfahren.
Drittes und drittletztes Ziel dieser Veröffentlichung soll
es sein, die Möglichkeiten aufzuspüren und zu erkunden,
bei welchen die Referendarinnen bei der Unterrichtsvorbereitung
weniger zu tun brauchen, der Unterricht dennoch von hoher Wirksamkeit ist.
Im Rahmen meiner Unterrichtsbesuche empfehle ich häufig,
* die Maxime der Unterrichtsvorbereitung nicht primär im Funktionieren des
methodischen Arrangements zu sehen, sondern in dem
didaktischen Sinn (oder allgemeiner: dem pädagogischen Sinn) dessen, was da
funktionieren soll;
auch gelte es,
* noch klarer zu bestimmen, was das jeweilige Unterrichtsthema in
fachdidaktischer Sicht (mit-)konstituiere,
so dass
* die Unterrichtsziele prägnanter definiert werden können;
auf dieser Grundlage würden
* die Überlegungen zur methodischen Konstruktion auf fachlich bestimmte
pädagogische Absichten konzentriert sein können
und
* die didaktischen Instrumente noch intensiver genutzt werden können, die die
lehrzielspezifischen Lernentwicklungen der einzelnen Schüler einer präzisen
analytischen Beobachtung und einer individuumsgerechten Unterstützung
zugänglich machen.
Ich unterstreiche dabei stets die zentrale Bedeutung, die dem
* Training der für Erarbeitungs- und Durcharbeitungsprozesse erforderlichen
Lehrtechniken
zukommt.
Alle diese Empfehlungen verstehen sich recht nur vor folgendem
grundsätzlichem Hintergrund:
Pädagogisch maßgeblich ist nicht die Fragestellung, wie aus einem Individuum
bei vorgegebenen Bedingungen und festgelegten Mitteln ein effektiv
funktionierender
Organismus zu machen sei, der schließlich ein vorgegebenes Ziel erreicht,
sondern die bildungstheoretische Perspektive, nach der die Grundfunktion des
menschlichen Lernens es ist, Bedingungen selbst zu verändern und
bewusstgewordene Lernziele (die nicht bloße Lehrziele sind) zu erreichen.
Pädagogischer Fundamentalsatz (nach J. J. Rousseau und I. Kant):
Didaktische Entscheidungen und unterrichtliches Handeln müssen sich
widerspruchsfrei dem Sinnzentrum allen pädagogischen Handelns zuordnen lassen: der Freisetzung eigenständigen und selbstverantworteten Lernens und Denkens der
Lernenden.